Als was seht ihr euch als KonzertfotografIn? Seid ihr eher KünstlerIn oder doch eher JournalistIn?
Unabhängig davon, als was ihr euch seht, bestimmt aber auch der Weg, wie ihr mit der Kamera ins Konzert kommt, wie ihr die Fotos bearbeiten und veröffentlichen dürft. Gewisse Schranken sind euch nämlich gesetzt, wenn ihr für redaktionelle bzw. journalistische Medien oder Agenturen fotografiert. Sei es nun eine Zeitung, eine Onlinemagazin oder eine Bildagentur.
Was hat das mit der Bearbeitung eurer Konzertfotos zu tun? Es gibt euch einen gewissen Rahmen oder eine Begrenzung, was ihr an den Fotos machen dürft. Als Journalist ist man durchaus daran gebunden, die Realität abzubilden und zu zeigen. Das heißt, dass die Bearbeitung nur bis zu einem gewissen Punkt erlaubt ist und inhaltliche Veränderungen auf gar keinen Fall gemacht werden dürfen. Einige Agenturen erlauben Schwarz-Weiß-Fotos, jedoch müssen diese gekennzeichnet und das farbige Original ebenfalls eingereicht werden.
Wenn ihr für Bands oder Veranstalter arbeitet, gilt dies natürlich nicht und ihr könnt bearbeiten, wie ihr wollt. Da muss es dann nur eurem Auftraggeber gefallen.
Die drei Arten der Bildverarbeitung
Über die Jahre habe ich für fast alle Arten an Auftraggebern auf Konzerten und Festivals fotografiert. Sei es für Künstler direkt, für Veranstalter, Unternehmen oder redaktionelle Auftraggeber. Dabei haben sich für mich am Ende drei verschiedene Herangehensweisen an den Konzertfotos entwickelt. Das croppen, also den Bildausschnitt verändern bzw. das Bild begradigen, zählt für mich nicht zur Bildbearbeitung des Bildes.
1. out of cam
„Out of cam“ erklärt sich von selbst. Das Bild bleibt so, wie es aus der Kamera als jpg Datei kommt.
Das kommt zum Zuge, wenn ich direkt aus der Kamera oder sehr schnell via Laptop versenden muss. Mehr dazu findet ihr in meinem Blogpost: FOTOGRAF FÜR BILDAGENTUR – DER VERSAND. Da kommt es natürlich darauf an, dass das Bild exakt belichtet ist und der Weißabgleich stimmt. Diesen stelle ich, bei gleichbleibendem Licht, manuell ein. Bei wechselndem Licht verlasse ich mich auf den automatischen Weißabgleich. Das klappt leider aber nicht immer zuverlässig.
2. korrigiert
„Korrigiert“ bedeutet in meinem Fall, dass die Fotos als RAW-Datei auf meinem Rechner sind und ich diese mithilfe von Lightroom leicht in Helligkeit, Kontrasten und Schärfe korrigiere. Da wir in der Konzertfotografie oft mit sehr ausgewaschenem LED-Licht zu tun haben, wird manchmal auch etwas in den Farben bzw. den einzelnen Farbkanälen korrigiert um ausgefressene Stellen in Gesichtern zu retten.
3. bearbeitet
Zu guter Letzt: „bearbeitet“. Neben den Korrekturen kommen hier weitere Bearbeitungen hinzu. Das meiste passiert in den Farben. Entweder indem man einzelne Farben entsättigt oder hellen oder dunklen Bereichen Farben hinzufügt. So generiere ich einen Look für diese Fotos. Gerade da bietet Lightroom über „Color-Grading“ oder die Gradationskurven unfassbar viele Wege und Möglichkeiten. Weitere Bearbeitungen, die ich je nach Foto und gewünschtem Look benutze, sind Ebenenmasken und Effekte wie „Körnung“.
Inhaltliche Bearbeitungen, umgangssprachlich „photoshoppen“ oder „retuschieren“, kommen bei meinen Konzertbildern nur sehr selten vor. Da habe ich dann schonmal ein paar Getränkeflaschen oder einen Mikrofonständer entfernt.
Fotos mit dieser Bearbeitung schicke ich allerdings niemals an redaktionelle Kunden.
Beispiele für Bildbearbeitung
Um die verschiedenen Herangehensweisen der Bildbearbeitung zu veranschaulichen, hier drei Beispiele:
Dieter Bohlen Konzert (Februar 2024): Schnelle Versendung der ersten Fotos an die Agentur als jpg-Datei, anschließend Bearbeitung für einen weiteren Kunden und schließlich individuelle Bearbeitung für das Portfolio oder Social Media.
Lindsey Stirling Konzert (2023): Anpassung des Weißabgleichs und der Sättigung, um etwas natürlichere Farben zu erzielen.
Beispiele für Entfernung von Elementen: Mikrofonständer und Kameraobjektiv bei einem Foo Fighters Foto (Rock am Ring Festival, 2015) sowie kleinere Elemente und der Fotograf bei einem Bausa Foto (Deichbrand Festival, fotografiert für o2 music).