Alles eine Sache der Technik…

… zumindest ist das oftmals auch eine Art „Ausrede“ wenn es darum geht, warum man irgendwas nicht so toll fotografieren konnte. 

Ich persönlich bin kein Freund von dieser ganzen Technik und was man denn „haben muss“ um gescheite Fotos machen zu können. Wovon ich allerdings ein Freund bin, ist der beflügelte Spruch: „Das Auge macht das Foto“. Und das ist meiner Meinung sogar das allerwichtigste. Ob nun Handy oder 6000 € Kamera. Dazu gehört natürlich Talent, aber auch ein wenig Verständnis von Bildaufbau, etc. 

In diesem Post widme ich mich allerdings erstmal der Technik. Die ist in der Konzertfotografie nämlich leider doch ein recht wichtiger Teil. In der Regel müssen wir uns vor der Bühne nämlich mit eher wenig Licht und viel Bewegung seitens der Musiker herumschlagen. Da ist sowohl für den Fotografen als auch für die Kamera bzw. das Objektiv Stress angesagt. Wenn man den Meinungen nachgeht, sollte man für bewegende Musiker mit mindestens 1/250 Sekunde fotografieren. Am Tag, bei gescheitem Licht, sollte das meist kein Problem sein. Wenn wir uns allerdings in einem kleinen Klub befinden, wo das Licht gefühlt so hell wie eine Kerze ist, geht das nun los. Wir müssen die Empfindlichkeit des Sensors (ISO) hochziehen und die Blende im Objektiv (f) soweit öffnen, wie es die Technik erlaubt. 

Da sind wir dann leider in genau dem leidigen Thema, wo ich ungern drüber debattiere. Ja, das Auge macht das Bild, aber wenn das Auge ein gutes Bild sieht, aber die Technik nicht ausreicht und das gemachte Foto schwarz ist, haben wir den Salat. Und so müssen wir uns dann mal mit der Technik auseinandersetzen. Das fängt zuallererst damit an, was für eine Kamera denn verfügbar ist. Wenn ihr mit einer Kompaktkamera ein Konzert fotografieren wollt, wird das auf lange Sicht leider nicht so wirklich funktionieren. Die eingebauten Objekte sind zwar oftmals recht lichtstark, aber der sehr kleine verbaute Sensor stößt sehr schnell an seine Grenzen, wenn es um gescheite Bildqualität bei hohen ISO geht. 

Ich werde hier in meinem Blogpost darauf verzichten, Marken oder Modelle explizit zu nennen, weil ich keine Werbung machen möchte. Was im Prinzip aber auch keinen Unterschied machen wird, weil es von jedem der großen Hersteller Kameramodelle und Objektive geben wird, die man für die Konzertfotografie nutzen kann. Und ganz wichtig: Das hier ist alles meine Meinung und spiegelt nur meine Erfahrungen wider. Verklagt mich bitte nicht, wenn ihr anderer Meinung seid. Kommentare sind aber natürlich immer willkommen. 

Wir springen nun also als ambitionierter Hobbyfotograf in ein Kamerageschäft und suchen uns eine Kamera aus. Wir wollen über mehrere Jahre mit diesem System fotografieren und uns natürlich auch weiterentwickeln und wollen ggf. auch in bessere Kameras und Objektive investieren. In diesem Fall empfehle ich natürlich immer eine Kamera mit Wechselobjektiv. Ob die Kamera nun einen Spiegel hat oder eine der aufkommenden Spiegellosen ist, müsst ihr für euch entscheiden. Ich nutze Kameras mit Spiegel, werde aber natürlich in der Zukunft ein spiegelloses System nicht ausschließen. 

Kamera … ja, was nehmen wir denn da? Preise gehen bei ca. 300 Euro los, können aber auch gern mal die 6.000 Euro übersteigen. Entscheidend ist natürlich euer Budget. Man kann natürlich auch mit einer gebrauchten loslegen. Wie auch immer, solltet ihr darauf achten, dass die Kamera einigermaßen gut in den hohen ISO Bereichen abschneidet. Die Sensorgröße spielt da natürlich auch mit. Ein Vollformatsensor kann besser mit dem hohen ISO Bereich umgehen, kostet aber natürlich direkt wieder deutlich mehr. Da kommt man unter 2.000 Euro nicht weit. Für den Anfang wird es eine Kamera mit APS-C Sensor aber auf jeden Fall tun. Alle anderen Features sind vorerst nebensächlich.

Nun haben wir also unsere Kamera. Was fehlt, ist ein Objektiv. Und da hat man dann eine Auswahl, die einen fürs Erste bestimmt sprachlos macht. Es gibt etliche Hersteller und zahllose Objektive zur Auswahl und wir fangen jetzt mal klein und praktisch an. Und zwar dem Kit-Objektiv. Dieses wird oftmals im Set mit einer Kamera verkauft. Das ist im Regelfall etwas wie ein 18-55mm f4.5-5.6 oder ähnliches. Kurz die Zahlen erklärt. Die mm-Zahl beschreibt die Brennweite, das „f“ bezeichnet die größtmögliche Blende des Objektivs. Wir haben hier also ein Zoom-Objektiv, welches euch einen sehr schönen Brennweitenbereich gibt, der für Landschaft und sogar mal ein Porträt bei 55mm sehr viel bietet. Die Blende ist natürlich für diese Gebiete fürs Erste ausreichend. Für Konzerte im Club ist dieses Objektiv aber eher nichts. Da kommen dann Objektive mit größerer Blende infrage. Objektive mit f2.8, f2.0, f1.8 oder f1.4 sind da eure Freunde. Zu Anfang kann ich euch nur zu einem 50mm f1.8 Objektiv raten, was es von gefühlt jedem Hersteller sehr günstig zu kaufen gibt. Wir reden da über einen Neupreis von um die 100 Euro. Ein Nachteil dieses Objektivs ist natürlich die feste Brennweite von 50mm. Da müsste ihr dann zum Zoomen eure Füße benutzen. 

Wenn ihr mit der Zeit merkt, dass ihr lieber was Längeres an Brennweite wollt, gibt es Objektive von 85mm bei einer Blende von f1.8. Für mehr Weitwinkel gibt es z. B. ein 35mm f2.0. Beide Objektive sind unter 300 Euro zu bekommen. Gebrauchtgeräte sind natürlich hier auch kein Problem. Man sollte aber natürlich alles vorher immer testen, ob alles ok ist. Wollen wir ein Zoom-Objektiv haben, wird das Angebot riesig. Allerdings ist dort meistens eine Blende von f2.8 das Maximum. Manche Hersteller bieten auch Objektive mit größerer Blende an. Da müsst ihr dann mal schauen. 

Nun sind wir mittlerweile in einem Bereich angekommen, den man sich nicht „mal eben“ kauft, wenn man das alles doch nur zum Spaß macht. „Das“ Standardobjektiv für die meisten Fotografen, das 24-70mm f2.8 kostet nämlich, je nach Hersteller, um die 2.500 Euro. Und das ist dann nur der Anfang. Will man ein Winkel gibt es 16-35mm f2.8, 14-24mm f2.8 oder Exoten wie ein 11-24mm f4 zu kaufen? Alles auch wieder Objektive, welche zwischen 1.500 und 3.000 Euro kosten. Wenn es etwas mehr Brennweite sein soll, gibt es den anderen Klassiker. Das 70-200mm f2.8. Ein Objektiv, welches es von jedem Hersteller gibt. Von einer schönen Portrait-Brennweite bis zu einem leichten Tele bei einer durchgängigen recht großen Blende. Früher oder später wird man dieses Objektiv brauchen. Spätestens, wenn man in den großen Hallen ist und dann ein Porträt des Sängers braucht. Kostenpunkt ist hier um die 2.000 Euro. Alle im letzten Abschnitt genannten Objektive sind aber im Regelfall mindestens 3–4 Jahre in eurer Fototasche. Da kann man also mal investieren.

Als letzten Punkt gibt es noch die „Spezial-Objektive“ wie man sagen könnte.

Eins der beliebtesten und auch erschwinglichsten ist das Fisheye-Objektiv. Mit seinem sehr speziellen Weitwinkel-Look ist es möglich, sehr außergewöhnliche Fotos zu machen. Preislich auch noch recht erschwinglich, mit ca. 600 bis 1.300 Euro kann man damit auf jeden Fall Spaß haben. Nachteil: Man kann sich an dem Look schnell sattsehen. 

Dann gibt es noch die Tilt-Shift Objektive. Gebaut vornehmlich für die Architekturfotografie, kann man auch im Dokumentarischen viel Spaß mit ihnen haben. Wie die Objektive genau funktionieren, schaut ihr euch am besten mal auf einer Online-Videoplattform an. Das zu erklären, würde den Rahmen sprengen. 

Die letzten „Exoten“, welche ich hier ansprechen will, sind die (Super-)Teleobjektive. Die typische Brennweite für den Begriff des Teleobjektivs geht bei 300mm los. Das 300mm f2.8 Objektiv ist wirklich praktisch, da man eine recht lange Brennweite hat, das Objektiv aber noch immer auf Dauer recht gut mit der Hand zu halten ist. Das ist spätestens bei einem 400mm f2.8 Objektiv vorbei. Objektive gibt es weiterhin noch mit 500mm, 600mm und 800mm. Wofür braucht man solche Objektive im Konzertbereich? Mittlerweile lassen sich viele Künstler einfallen, dass sie nur noch von weit weg fotografiert werden wollen. Das ist im Regelfall der FOH (front of house / Mischpult), welcher zumeist gegenüber der Bühne in der andere Ecke der Halle steht. Um nun den Klassiker, das Porträt des Sängers mitzunehmen, braucht es da also einfach sehr viel Brennweite. Die Preise solcher Objektive liegen zwischen ca. 6.000 und 14.000 Euro. 

Wie ihr seht, ist das Thema Technik doch recht komplex. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Objektiv definitiv fürs Erste das wichtigere ist. Die Kamera kann dann zwar auch mit der Zeit schnell mal „out of date“ sein, aber das ist leider nun mal mit der Technik so sein Ding. Hier werden euch sicher viele Fragen nicht beantwortet worden sein. Wenn ihr was im Detail wissen möchtet, könnt ihr mir natürlich einen Kommentar da lassen oder über das Kontaktformular direkt schreiben. 

Unter diesem Beitrag habe ich euch noch ein paar Fotos aus meinem Portfolio eingefügt, wo ich die Einstellungen und die Brennweite dazu geschrieben habe. 

Muse bei Rock am Ring 2018

Kamera: Canon 5D Mark IV
Objektiv: Canon 70-200mm f2.8 IS Mark II
Einstellungen: 120mm – ISO 2.500 – f3.5 – 1/1000 sek

Atomkraftwerk Tihange, Belgien – Im Vordergrund die Stadt Huy

Kamera: Canon 5D Mark III
Objektiv: Sigma 24mm 1.4 ART
Einstellungen: 24mm – ISO 200 – f3.2 – 1/6400 sek

Gorillaz bei Rock am Ring 2018

Kamera: Canon EOS-1D X Mark II
Objektiv: Canon EF400mm f/2.8L IS USM
Einstellungen: 400mm – ISO 1.250 – f4.5 – 1/320 sek

Alexisonfire auf dem Greenfield Festival 2018

Kamera: Canon EOS-1D X Mark II
Objektiv: Sigma 24mm 1.4 ART
Einstellungen: 24mm – ISO 160 – f1.8 – 1/2500 sek

Papa Roach bei Rock am Ring 2013

Kamera: Canon EOS-1D Mark III
Objektiv: Canon EF16-35mm f/2.8L II USM
Einstellungen: 16mm – ISO 200 – f2.8 – 1/320 sek

Der Flughafen Koeln Bonn am 08. Juli 2018. Im Hintergrund ist der Kölner Dom zu sehen.
Ein Flugzeug startet in den Sonnenuntergang

Kamera: Canon EOS-1D X Mark II
Objektiv: Canon EF400mm f/2.8L IS USM +2x III
Einstellungen: 800mm – ISO 640 – f7.1 – 1/1250 sek